10. August bis 27. Oktober 2019
Ausstellung beendet
„Fantastische Särge aus Ghana“
Fotografin: Dr. Regula Tschumi | Metro Mass Bus: 16.3.2013 Buduatta, Central Region. Christliche Beerdigung eines Metro Mass Chauffeurs. Sarg: Kudjoe Affutu, Awutu, Central Region.
In den afrikanischen Kulturen nimmt der Tod einen zentralen Platz ein. Besonders in Ghana wird der Tod als ein herausragendes Ereignis begriffen. Ausdruck findet dies in einer opulenten, oftmals mehrere Tage umfassenden Begräbnisfeier, wie es sie kaum woanders auf der Welt gibt. Sogar der Sarg ist – farblich und formensprachlich – herausragend. Einer Chilischote, einem Tiger, einem Turnschuh oder einem Bus nachempfunden, ist er ein wahrer „Hingucker“! Er spiegelt wider, was im Leben des Einzelnen wichtig war und was ihn ausmachte. Zugleich bildet er ein wichtiges materielles Bindeglied zwischen der Welt der Lebenden und der Welt Toten. Die Frömmigkeit der Ghanaer, insbesondere der Bevölkerungsgruppe der GA, eine Ethnie, die in den westafrikanischen Staaten Ghana, Togo und Benin lebt, ist zum Teil noch stark von einem archaisch geprägten Ahnenkult durchdrungen. Sie glauben, dass die Verstorbenen eine Verbindung zwischen den Lebenden und den sog. Ahnengeistern herstellen. Die Ahnengeister gelten als wirkmächtig und können Einfluss auf die diesseitige Welt ausüben. Deshalb ist die Ausrichtung eines glanzvollen Begräbnisses, bei dem der Sarg nicht minder imposant ist, auch an die Intention geknüpft, bei ihnen nicht in Ungnade zu fallen. Sich die Gunst der Ahnen immer wieder aufs Neue zu sichern, soll sie davon abhalten, Unheil auszusenden.
Interessant ist bei all dem, dass die Tieren, Pflanzen, Gebäuden, Alltags- und Gebrauchsgegenständen nachempfundenen Särge keineswegs schon immer im Totenkult der Ghanaer verankert waren und
somit alles andere als traditionell sind. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begannen sie sich zu etablieren.
Im Dezember 2018 wurden dem Museum für Sepulkralkultur 28 dieser figurativen Särge als Schenkung übergeben. Mit der Sonderausstellung, die eine Auswahl daraus repräsentiert, erhält nun auch die
Öffentlichkeit Gelegenheit, einen Eindruck von diesem kunstvollen Sargtypus zu gewinnen. Damit gewährt die Ausstellung zugleich Einblick in eine Kultur, die – aus christlich-abendländischer Sicht
– im Umgang mit dem Verlust großes kreatives Vermögen erkennen lässt. Dies gibt Anlass, über den Stellenwert von Kreativität, die immer wieder auch Kennzeichen von Individualität ist, im Umgang
mit Abschied und Trauer zu reflektieren sowie persönlich für sich auszuloten.
10. August bis 13. Oktober 2019
Ausstellung beendet
„Intervention – Martin Wenzel, Särge und Urnen
„Wenn Du über mich lästern willst, dann nimm Dir lieber einen Stuhl und setz Dich zu mir!“ (Bedeutung eines beliebten Musters afrikanischer Waxprint-Stoffe)
Der in Frankfurt lebende Künstler Martin Wenzel präsentiert künstlerische Särge und Urnen, zu denen er sich bei einem Arbeitsaufenthalt in Ghana 2017 im Atelier des Sargkünstlers Kudjoe Affutu
inspirieren ließ. Der interkulturelle Austausch wurde gefördert durch ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung. Seine Arbeiten sind ein ironischer, witziger, auch provokanter Kommentar auf
unser Bestattungswesen.